VEREINS-CHRONIK
19. Juni 1899
Geburtsstunde des »Turn-Verein in Rothenberg«. Start mit 29 Mitgliedern, Heinrich Bubeck wird zum ersten Vorsitzenden gewählt. Als "Eintrittsgeld" zahlen Mitglieder eine Mark und Zöglinge 50 Pfennig – der Monatsbeitrag beträgt 30 Pfennig für Mitglieder und 15 Pfennig für Zöglinge. Monatlich wird eine Versammlung einberufen, pro Halbjahr eine Hauptversammlung abgehalten. Die Rotenberger Gaststätte "Zur Krone" wird zum Vereinslokal bestimmt – und der Turnplatz für 15 Goldmark im Jahr vom Gemeinderat Diehl gepachtet.
06. Juli 1899 | Erste Einladungen: u.a. zur Teilnahme an der Fahnenweihe und am Nationalwettturnen des Turnvereins Fellbach.
13. Januar 1901
Großes Schauturnen, wenig Aktive. Der Grund: Viele Turner "kehrten leider der edlen Turnersache den Rücken" – und verlustierten sich auf dem Volksfest.
13. Januar 1903
Paul Berner wird zum 1. Vorsitzenden gewählt
14. Februar 1903
Außerordentliche Hauptversammlung: Der Verein kauft für 1375 Goldmark einen eigenen Turnplatz von Wilhelm Luz.
1903
Der Verein wird unter der Nummer 21 in das "Königliche Oberamtliche Vereinsregister Cannstatt" eingetragen.
04. Februar 1906
Eine eigene Vereinsfahne wird angeschafft. Nach interner Farbdefinition und geheimer Abstimmung wird die künstlerische Ausführung an Herrn Bötel aus Stuttgart übertragen. Für die geplante Fahnenweihe wird der Festausschuss von 9 auf 15 Personen aufgestockt, als Fahnenträger werden Heinrich Kurrle, Hermann Lang und Otto Kilgus bestimmt.
27. Mai 1906
Mit Tagwache, Böllerschüssen, einem Frühschoppen und einem ChorKonzert wird die Fahnenweihe begangen – verbunden mit einem Festumzug, an dem sich 19 Vereine beteiligen. Aufgrund des schlechten Wetters trägt die Veranstaltung ein Defizit von 100 Goldmark ein.
1906 - 1909
In den darauffolgenden Jahren festigt sich das Vereinsleben unter dem 1. Vorsitzenden Paul Berner. Die Turner und der Singchor nehmen erfolgreich an vielen Veranstaltungen teil und erringen manchen Preis und Lorbeerkranz.
Parallel werden gesellschaftliche Versammlungen initiiert: Die "Champignyfeier" erinnert an den Sieg der Württemberger am 02.12.1870, das Eintrittsgeld eines Lichtbildervortrages "Unsere Württemberger im Krieg 1870/71" wird 1909 "zum Besten der Opfer des Erdbebens in Sicilien" bestimmt. In Ermangelung einer eigenen Halle werden diese Veranstaltungen im Gemeindehaus oder den örtlichen Gasthäusern abgehalten.
16. Januar 1910
Hermann Fröschle bringt in der Hauptversammlung den Antrag ein, "im Laufe des Jahres eine Turnhalle zu bauen". Man beschließt einstimmig, "durch einen Fachmann einen Bauplan machen zu lassen und alle weiteren Vorbereitungen dem Ausschuß zu übertragen". Im Februar wurde dem Architekten Schwarz aus Untertürkheim der Auftrag erteilt, "einen Plan zu einer massiven Halle 9 x 18 m mit einem größeren Zimmer für den Singchor" sowie einen Kostenvoranschlag auszuarbeiten. Bereits im März werden Pläne und Kostenvoranschlag einstimmig angenommen – und der Architekt mit der Bauleitung beauftragt. Paul Berner, Gottlieb Kurrle, Albert Berner, Ernst Scheiffele und Albert Kilgus werden in die Baukomission berufen. Zur Finanzierung werden Anteilscheine an die Mitglieder verkauft, gleichzeitig soll z. B. "bei Frau Geheimrat Benger in Uhlbach um ein verzinslich oder unverzinsliches Darlehen angefragt werden" eine Anfrage, die immerhin eine Spende von 100 Mark einbringt. Nach der Baugenehmigung beschließt der Ausschuß, "in der Halle elektrisch Licht einzurichten – und zwar 5 Lampen. Dagegen soll vorläufig die Wasserleitung in Wegfall kommen".
28. August 1910
Dank dem zügigen Fortgang der Bauarbeiten, kann man bereits im August an eine Einweihung "im großen Stil" denken: "Die Vereine des Turn- und Sängergaues, sowie die umliegenden Turnvereine unseres Gaues" sollen eingeladen und "das Fest durch Festjungfrauen verschönt" werden.
Die Einweihung wird zu einem großen Fest für den gerade 11 Jahre alten Verein. Laut Protokollbuch nehmen bei prächtigem Wetter 19 Turn- und Gesangvereine am Wett- und Schauturnen, an Gesangsvorträgen, Festzug, Festreden und am Bankett teil.
15. Januar 1911
Der Antrag, künftig die Vereinsversammlungen in der eigenen Turnhalle abzuhalten, wird im Januar 2011 "nach langer Debatte mit 31 gegen 6 Stimmen angenommen" – und gleichzeitig der Architekt der Turnhalle, Albert Schwarz, zum Ehrenmitglied ernannt.
Auch die Belegung der Halle wird geregelt und im April 2011 festgelegt, "daß an den Sonntagen während dem Gottesdienst nicht geturnt werden darf, auch darf sich in dieser Zeit kein Zögling auf dem Turnplatz noch in der Halle aufhalten".
06. Januar 1912
Mit der neuen Halle stiegen auch die Unterhaltskosten. Der Ausschuss entscheidet sich deshalb dafür, "für die Halle beim Gemeinderat ein Steuerbefreiungsgesuch einzureichen".
Mit dem Eintrag einer weiteren Ausschusssitzung am 16. Januar 1912 enden die Eintragungen im ersten Protokollbuch. Der Verein zählt zu diesem Zeitpunkt 78 Mitglieder und 12 Zöglinge.
1912 - 1925
Für diesen Zeitraum sind keine Protokolle vorhanden. Sicher ist aber, dass das Vereinsleben mit Turnfesten, Chorfesten, Besuchen bei anderen Vereinen, Ausflügen und Weihnachtsfeiern weiterging.
Im 1. Weltkrieg 1914-1918 lassen von dem inzwischen 80 Mitglieder zählenden Verein 29 Kameraden ihr Leben. Das Vereinsleben ist für einige Jahre zum Stillstand gekommen
25. Februar 1925
Ab der Hauptversammlung im Januar 1925 im Gasthaus Ochsen liegen wieder schriftliche Aufzeichnungen vor: Neben der einstimmigen Wiederwahl des 1. Vorsitzenden Ludwig Mayer wird auch über eine Beitragserhöhung abgestimmt. Der "Eintrittsbeitrag" wird von 1 Mark auf 2 Mark, der Mitgliedsbeitrag von 30 Pfg. auf 2 Mark und der Beitrag für "Zöglinge" von 15 Pfg. auf 30 Pfg. angehoben.
Am Ende des Jahres 1925, in dem auch der Feuersee, die "Wedde", einer neuen Verkehrsplanung im Ort weichen muss, zählt der Verein 191 Mitglieder.
Januar 1926
Für die Turner wird eine Unfallversicherung abgeschlossen, in der Sängerversammlung "in Anbetracht der in den nächsten Jahren kommenden Feste" die Einrichtung einer "Reisesparkasse" angeregt.
5./6. Juni 1926
Anfang Juni 1926 wird in Rotenberg der Gausängertag des Teck-Neckargaues ausgerichtet – verbunden mit dem 25-jährigen Jubiläum "des Turnvereins-Singchors Liederlust Rotenberg". Ein Massenchor von 28 Sängervereinen auf der Treppe der Grabkapelle wird von Publikum und Presse mit viel Lob und Beifall bedacht.
Gleichzeitig wird das vom Kepler-Turngau auf dem Rotenberg veranstaltete "Bergfest" zu einer großen sportlichen und organisatorischen Aufgabe für den jungen Verein.