VEREINS-CHRONIK

19. Juni 1899

Vereinsgruender beim 50-jaehrigen Vereinsjubilaeum
Die Gründer des Turn- und Gesangvereins Rotenberg beim 50-jährigen Vereinsjubiläum (1949): Wilhelm Bubeck, Eugen Greiner, Otto Lutz und Karl Berner (v.l.n.r.).

Geburtsstunde des »Turn-Verein in Rothenberg«. Start mit 29 Mitgliedern, Heinrich Bubeck wird zum ersten Vorsitzenden gewählt. Als "Eintrittsgeld" zahlen Mitglieder eine Mark und Zöglinge 50 Pfennig – der Monatsbeitrag beträgt 30 Pfennig für Mitglieder und 15 Pfennig für Zöglinge. Monatlich wird eine Versammlung einberufen, pro Halbjahr eine Hauptversammlung abgehalten. Die Rotenberger Gaststätte "Zur Krone" wird zum Vereinslokal bestimmt – und der Turnplatz für 15 Goldmark im Jahr vom Gemeinderat Diehl gepachtet.
06. Juli 1899 | Erste Einladungen: u.a. zur Teilnahme an der Fahnenweihe und am Nationalwettturnen des Turnvereins Fellbach.

13. Januar 1901

Programm der Weihnachsfeier 1901
Programm der Weihnachtsfeier am 29.12.1901

Großes Schauturnen, wenig Aktive. Der Grund: Viele Turner "kehrten leider der edlen Turnersache den Rücken" – und verlustierten sich auf dem Volksfest.

13. Januar 1903

Paul Berner wird zum 1. Vorsitzenden gewählt

14. Februar 1903

Vereinsmitglieder
Die Mitglieder des Turn-Vereins Rotenberg auf dem Weg von der Grabkapelle zum Ort (1903)

Außerordentliche Hauptversammlung: Der Verein kauft für 1375 Goldmark einen eigenen Turnplatz von Wilhelm Luz.

1903

Der Verein wird unter der Nummer 21 in das "Königliche Oberamtliche Vereinsregister Cannstatt" eingetragen.

04. Februar 1906

Fahnenweihe
Feierliche Fahnenweihe am 27. Mai 1906.

Eine eigene Vereinsfahne wird angeschafft. Nach interner Farbdefinition und geheimer Abstimmung wird die künstlerische Ausführung an Herrn Bötel aus Stuttgart übertragen. Für die geplante Fahnenweihe wird der Festausschuss von 9 auf 15 Personen aufgestockt, als Fahnenträger werden Heinrich Kurrle, Hermann Lang und Otto Kilgus bestimmt.

27. Mai 1906

Mit Tagwache, Böllerschüssen, einem Frühschoppen und einem Chor­Konzert wird die Fahnenweihe begangen – verbunden mit einem Festumzug, an dem sich 19 Vereine beteiligen. Aufgrund des schlechten Wetters trägt die Veranstaltung ein Defizit von 100 Goldmark ein.

1906 - 1909

Gauturnfest 1909 / Hermann Fröschle
Gauturnfest in Nellingen 1909: Hermann Fröschle belegt Platz 22.

In den darauffolgenden Jahren festigt sich das Vereinsleben unter dem 1. Vorsitzenden Paul Berner. Die Turner und der Singchor nehmen erfolgreich an vielen Veranstaltungen teil und erringen manchen Preis und Lorbeerkranz.

Parallel werden gesellschaftliche Versammlungen initiiert: Die "Champignyfeier" erinnert an den Sieg der Württemberger am 02.12.1870, das Eintrittsgeld eines Lichtbildervortrages "Unsere Württemberger im Krieg 1870/71" wird 1909 "zum Besten der Opfer des Erdbebens in Sicilien" bestimmt. In Ermangelung einer eigenen Halle werden diese Veranstaltungen im Gemeindehaus oder den örtlichen Gasthäusern abgehalten.

16. Januar 1910

Hermann Fröschle bringt in der Hauptversammlung den Antrag ein, "im Laufe des Jahres eine Turnhalle zu bauen". Man beschließt einstimmig, "durch einen Fachmann einen Bauplan machen zu lassen und alle weiteren Vorbereitungen dem Ausschuß zu übertragen". Im Februar wurde dem Architekten Schwarz aus Untertürkheim der Auftrag erteilt, "einen Plan zu einer massiven Halle 9 x 18 m mit einem größeren Zimmer für den Singchor" sowie einen Kostenvoranschlag auszuarbeiten. Bereits im März werden Pläne und Kostenvoranschlag einstimmig angenommen – und der Architekt mit der Bauleitung beauftragt. Paul Berner, Gottlieb Kurrle, Albert Berner, Ernst Scheiffele und Albert Kilgus werden in die Baukomission berufen. Zur Finanzierung werden Anteilscheine an die Mitglieder verkauft, gleichzeitig soll z. B. "bei Frau Geheimrat Benger in Uhlbach um ein verzinslich oder unverzinsliches Darlehen angefragt werden" eine Anfrage, die immerhin eine Spende von 100 Mark einbringt. Nach der Baugenehmigung beschließt der Ausschuß, "in der Halle elektrisch Licht einzurichten – und zwar 5 Lampen. Dagegen soll vorläufig die Wasserleitung in Wegfall kommen".

28. August 1910

Festumzug Halleneinweihung
Festumzug zur Einweihung der neuen Halle am 28. August 1910. Die Festjungfrauen: Helene Berner, Frieda Kilgus, Bertha Luz, Frieda Lutz, Bertha Lutz, Rosa Scheiffele, Amalie Kurrle, Martha Fröschle, Sofie Berner und Emilie Diehl. Die Festjungfrauenbegleiter: Hermann Fröschle und August Berner.

Dank dem zügigen Fortgang der Bauarbeiten, kann man bereits im August an eine Einweihung "im großen Stil" denken: "Die Vereine des Turn- und Sängergaues, sowie die umliegenden Turnvereine unseres Gaues" sollen eingeladen und "das Fest durch Festjungfrauen verschönt" werden.
Die Einweihung wird zu einem großen Fest für den gerade 11 Jahre alten Verein. Laut Protokollbuch nehmen bei prächtigem Wetter 19 Turn- und Gesangvereine am Wett- und Schauturnen, an Gesangsvorträgen, Festzug, Festreden und am Bankett teil.

15. Januar 1911

Der Antrag, künftig die Vereinsversammlungen in der eigenen Turnhalle abzuhalten, wird im Januar 2011 "nach langer Debatte mit 31 gegen 6 Stimmen angenommen" – und gleichzeitig der Architekt der Turnhalle, Albert Schwarz, zum Ehrenmitglied ernannt.
Auch die Belegung der Halle wird geregelt und im April 2011 festgelegt, "daß an den Sonntagen während dem Gottesdienst nicht geturnt werden darf, auch darf sich in dieser Zeit kein Zögling auf dem Turnplatz noch in der Halle aufhalten".

06. Januar 1912

Mit der neuen Halle stiegen auch die Unterhaltskosten. Der Ausschuss entscheidet sich deshalb dafür, "für die Halle beim Gemeinderat ein Steuerbefreiungsgesuch einzureichen".
Mit dem Eintrag einer weiteren Ausschusssitzung am 16. Januar 1912 enden die Eintragungen im ersten Protokollbuch. Der Verein zählt zu diesem Zeitpunkt 78 Mitglieder und 12 Zöglinge.

1912 - 1925

Rekrutenjahrgang 1900Urkunde Eilbotenlauf
Rekrutenjahrgang 1900. Musterung 1918 mit der Herren: Otto Berner, Emil Fröschle, Hermann Currle, Paul Bubeck, Felix Bubeck, Paul Pfrommer, Hugo Kurrle und H. Weinmann.

Für diesen Zeitraum sind keine Protokolle vorhanden. Sicher ist aber, dass das Vereinsleben mit Turnfesten, Chorfesten, Besuchen bei anderen Vereinen, Ausflügen und Weihnachtsfeiern weiterging.

Im 1. Weltkrieg 1914-1918 lassen von dem inzwischen 80 Mitglieder zählenden Verein 29 Kameraden ihr Leben. Das Vereinsleben ist für einige Jahre zum Stillstand gekommen

25. Februar 1925

Der Feuersee Wedde
1925: die "Wedde" als Feuersee und Viehtränke. Rechts das Vereinslokal "Krone".

Ab der Hauptversammlung im Januar 1925 im Gasthaus Ochsen liegen wieder schriftliche Aufzeichnungen vor: Neben der einstimmigen Wiederwahl des 1. Vorsitzenden Ludwig Mayer wird auch über eine Beitragserhöhung abgestimmt. Der "Eintrittsbeitrag" wird von 1 Mark auf 2 Mark, der Mitgliedsbeitrag von 30 Pfg. auf 2 Mark und der Beitrag für "Zöglinge" von 15 Pfg. auf 30 Pfg. angehoben.
Am Ende des Jahres 1925, in dem auch der Feuersee, die "Wedde", einer neuen Verkehrsplanung im Ort weichen muss, zählt der Verein 191 Mitglieder.

Januar 1926

Für die Turner wird eine Unfallversicherung abgeschlossen, in der Sängerversammlung "in Anbetracht der in den nächsten Jahren kommenden Feste" die Einrichtung einer "Reisesparkasse" angeregt.

5./6. Juni 1926

Anfang Juni 1926 wird in Rotenberg der Gausängertag des Teck-Neckargaues ausgerichtet – verbunden mit dem 25-jährigen Jubiläum "des Turnvereins-Singchors Liederlust Rotenberg". Ein Massenchor von 28 Sängervereinen auf der Treppe der Grabkapelle wird von Publikum und Presse mit viel Lob und Beifall bedacht.
Gleichzeitig wird das vom Kepler-Turngau auf dem Rotenberg veranstaltete "Bergfest" zu einer großen sportlichen und organisatorischen Aufgabe für den jungen Verein.

Fortsetzung folgt bald...